Erfolgsfaktor Mehrsprachigkeit
Die Weltwirtschaft verändert sich und stellt sich immer globaler auf. Für Unternehmen sind damit Chancen (durch Erschließung neuer Absatzmärkte) und Risiken (höherer Konkurrenzdruck) gleichermaßen verbunden. So titulierte das Handelsblatt in einer Dezember 2009 erschienen Ausgabe: „Globalisierung rettet Firmen aus der Krise“. Der in Zusammenarbeit mit dem Centrum für Bilanzierung und Prüfung entstandene Firmencheck ermittelte, dass die in den vier wichtigsten Börsenindizes gelisteten Industrie- und Dienstleistungsunternehmen ihren Auslandsumsatz auf den bisherigen Rekordwert von 66,2 Prozent steigern konnten.
Industrieunternehmen aus der „zweiten Reihe“, so das Handelsblatt weiter, erwirtschafteten bereits drei Viertel in anderen Ländern. Positive Entwicklungen gegen Ende 2009 auch im Maschinen und Anlagenbau ab. Das Auslandsgeschäft spielte hier ebenfalls eine entscheidende Rolle. So ermittelte der VDMA, dass das hiesige Inlandsgeschäft im Dezember 2009 um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr sank, gleichzeitig aber die Auslandsnachfrage um 15 Prozent stieg.
Die Sprache des Kunden sprechen
Ein entscheidender Faktor bei der erfolgreichen Positionierung in internationalen Märkten ist nach wie vor die Lokalisierung des Unternehmens- und Produktauftritts im jeweiligen Zielland. Oder anders gesagt: das Anpassen an die jeweiligen Gebietsschemata – der Sprache, dem Land, der Region sowie der Kultur. Die Aussage von Willy Brandt behält damit nach wie vor Gültigkeit: “If I'm selling to you, I speak your language. If I'm buying, dann müssen Sie Deutsch sprechen.“ Und auch Ulrich Henes, Mitveranstalter der Localization World-Konferenz, die über zentrale Themen der Internationalisierung von Produkten und Dienstleitungen informiert, bestätigt diese Aussage. Den Erfolg international tätiger Unternehmen sieht er vor allem darin begründet, dass sie strategisch vorgehen, indem sie die Chancen potenzieller Absatzmärkte ausloten und ihr Portfolio und die begleitende Kommunikation gezielt an die Anforderungen des jeweiligen Exportlandes anpassen. Die Übersetzung der Bedieneroberfläche der Software oder der Maschinensteuerung beispielsweise werden hochwertig angefertigt und überzeugen durch Qualität. Gleichzeitig stehe man auch in kontinuierlichem Austausch mit dem Kunden, sei Feed back gegenüber offen und berücksichtige dies bei der Weiterentwicklung der Produkte und deren Anpassung an die Anwender und Märkte.
Mehrsprachigkeit erfolgreich umsetzen
Oft leichter gesagt als getan … denn die Lokalisierung der Produktkommunikation bedeutet im Einzelnen das Erstellen von mehrsprachigen Webseiten, Broschüren oder Anleitungen. In der Regel ist die Pflege und Verwaltung der Texte und Inhalte dafür nicht unerheblich. Sie müssen in den verschiedenen Sprachen konsistent und aktuell gehalten werden. Dabei werden die Innovationszyklen der Produkte immer kürzer, so dass sich auch die Produktkommunikation einer kontinuierlichen Anpassung unterworfen ist. Der Bearbeitungsaufwand und die damit verbunden Kosten verursachen so manchem Produktmanager Kopfzerbrechen. Gerade wenn viele Sprachen bedient werden müssen, sind die Kosten dafür erheblich. Nicht so sehr für die Übersetzung selbst, sondern als vielmehr mit durch häufige Änderungszyklen inzwischen sehr umfangreich geworden Projektoverhead. Schließlich sind viele Akteure sind am Übersetzungsprozess beteiligt: Technische Redakteure, interne Übersetzer, externe Übersetzungsdienstleister und im Bereich der Qualitätssicherung die Lektoren. Je nach Projektumfang sind zahlreiche Arbeitsschritte zwischengeschaltet, bevor die fertige Übersetzung auf dem Schreibtisch des Projektmanagers landet. Erfolgt die Steuerung manuell, werden Aufträge per E-Mail, Fax oder telefonisch zusammen mit den Texten an die Sprachprofis herauszugeben, ist die Gefahr groß, den Überblick zu verlieren.
Industrialisierung bei Texten und Übersetzungen
Signifikante Einsparpotenziale lassen sich auch hier durch die gleichen Ansätze, die auch in der Produktion zu Kostensenkung geführt haben, erzielen. Also durch Prozessoptimierung, Standardisierung und Wiederverwendung von Texten und Übersetzungen, ohne dass dabei die Qualität der Kommunikation auf der Strecke bleibt. Intelligenter IT-Systeme bieten dafür gezielt Unterstützung. So ermöglichen Content-Management-Systeme das modulare und standardisierte Verfassen und Vorhalten von Texten. Insbesondere für Technische Dokumentationen zu Maschinen und Anlagen, die zum Großteil aus Standardbauteilen bestehen, ist dieses Vorgehen empfehlenswert. Diese sogenannten Informationsmodule können dann mehrfach in unterschiedlichen Kontexten wiederverwendet werden. Das gilt auch für die bereits übersetzte Texte. Ein erster Schritt, um Übersetzungskosten zu senken. Ein weiterer besteht im Einsatz von Translation-Management-Systemen, von Translation Memories und Terminologie-Systemen. Sie basieren ebenfalls auf dem Konzept der Wiederverwendung von bereits vorhandenen Sprachdaten. Im Idealfall kommen die Lösungen bereits beim Erstellen des Ausgangstextes zum Einsatz, so dass hier eine unternehmensweit einheitliche Begriffswelt geschaffen werden kann. Diese Arbeitsweise erleichtert auch dem Übersetzer die Arbeit. Denn Sprache ist und bleibt mehrdeutig. Je präziser der Ausgangstext ist, desto eindeutiger fällt die anschließende Übersetzung aus. Und auch der Kunde profitiert von einer konsistente Schreibe – denn einheitliche Texte sorgen für mehr Lese- und damit auch Benutzerfreundlichkeit.
Die Mischung macht’s
Wie in so vielen Bereichen wird mit der Einführung einer neuen Technik oder Software nicht automatisch alles gut. Gut vorbereitet und richtig eingesetzt, trägt sie aber maßgeblich zu einer deutlichen Effizienzsteigerung in der mehrsprachigen Produktkommunikation bei. Das trifft auch für das Projektmanagement von Übersetzungen zu. In einer kürzlich veröffentlichte Studie untersuchte die Aberdeen Group die Arbeitsweise besonders performanter Unternehmen. „Best-in-Class-Unternehmen zeichnen sich durch effizientes Zeit- und Kostenmanagement bei ihren Lokalisierungsprojekten aus“, sagt David Houlihan, Senior Research Associate bei Aberdeen. „Sie nutzen integrierte Umgebungen für das Translation Management und erreichen eine um das Dreifache höhere Performance als die ihrer Mitbewerber, bei gleichbleibend hoher Qualität der Übersetzungen.“ Die Basis dafür bildet das Konzept des integrierten Übersetzungsmanagements, das einerseits Sprachtechnologien wie Translation Memory und Terminologiesystem sowie Workflow-Komponenten beinhaltet und andererseits in den Unternehmen selbst verankert ist.
Sicherlich ist mit einem effizienten Übersetzungsmanagement nicht getan, wenn sich ein Unternehmen internationaler aufstellen will. Es ist ein wichtiger Baustein, der von Anfang an dafür sorgt, dass die Mehrsprachigkeit effizient vorangetrieben wird – nicht mehr und nicht weniger!