Qualitätssicherung in Übersetzungsprojekten

Die Qualität fremdsprachiger Produktinformationen beeinflusst die Außenwirkung eines Unternehmens und kann im Schadensfall sogar zur Klärung von Haftungsfragen beitragen. Ihre sprachliche und fachliche Qualität hat große Auswirkung auf dessen Verständlichkeit, wodurch sich beispielsweise bei der Bedienung technischer Geräte Anwendungsfehler vermeiden lassen. Bei immer komplexeren Übersetzungsprojekten kann dies nur erreicht werden, wenn sich die Qualitätssicherung durch alle Prozessphasen der Content- Erstellung zieht.

Die Qualität von Texten wird durch mehrere Faktoren beeinflusst:

  • Zielgruppengerecht: Innerhalb der Unternehmens- und Produktkommunikation fallen unterschiedliche Texte an, zum Beispiel für Broschüren, Webseiten oder Bedienungsanleitungen. Jeder Text muss ihrer Zielgruppe und ihrer Funktion entsprechend verfasst sein: Während beispielsweise in einer Broschüre der Fokus auf dem Produktnutzen liegt, geht es in der Bedienungsanleitung um die ausführliche Beschreibung der Anwendung.
  • Verständlich: Texte müssen so geschrieben sein, dass sie der Leser leicht verstehen kann. Das betrifft nicht nur den Inhalt, sondern auch den Aufbau (Gliederung), die Gestaltung (Layout, Typografie) und die Präsentation (stilistische Gestaltung).
  • Terminologisch richtig: Der Bestand von Begriffen und Benennungen in einem Fachgebiet kann sehr umfassend sein. Um deren Umfang nicht noch weiter aufzublähen, sollten sie konsistent verwendet werden. Das erhöht die Lesefreundlichkeit und Verständlichkeit. Gleichzeitig reduzieren sich die Übersetzungskosten bzw. Rückfragen während der Übersetzung.
  • Übersetzungsgerecht: Neben der konsistenten Terminologie, Datums- und Zahlenformaten sollte auch auf eine korrekte Formatierung geachtet werden. Überflüssige Leerzeichen oder Zeilenumbrüche verursachen zusätzlichen Aufwand bei der Übersetzung und stellen potenzielle Fehlerquellen dar.
  • Rechtssicher: Aus Haftungsgründen ist es erforderlich, Sicherheits- und Gefahrenhinweise vollständig und ausreichend eindringlich zu formulieren und diese richtig zu platzieren. Auch Angaben zur bestimmungsgemäßen Verwendung dürfen nicht fehlen.

Herausforderungen

Für viele Unternehmen sind Übersetzungsprozesse eine Art Black Box, an der zahlreiche Personen wie z. B. externe Übersetzungspartner beteiligt sind. Den jeweils passenden Sprachdienstleister zu finden, ist bereits die erste Herausforderung. Er muss nicht nur fachlich entsprechend qualifiziert sein, sondern auch technische Voraussetzungen erfüllen. Bei der Bearbeitung sensibler Unternehmensdaten sollten beispielsweise sichere und durchgängige Prozesse gewährleistet sein. Auch mit dem Qualitätsmanagement des Dienstleisters sollten sie sich anhand interner Audit- und Management-Berichte befassen. Das abschließende Lektorat ist unabdingbar, um eventuelle fachliche oder sprachliche Fehler zu korrigieren. Wesentlich für einen reibungslosen Ablauf ist die Zusammenarbeit zwischen Übersetzungskoordinator und Lektor. In der Praxis übernehmen dies oft die Landesgesellschaften, denn dort sitzen die Produkt- und Marktspezialisten. Sie prüfen die Übersetzungen auf Stil, Einheitlichkeit, Terminologie und das Einhalten landesspezifischer Besonderheiten/ Normen (Zeit- und Datumsformate, Maßeinheiten, Währungen) und versehen sie, falls notwendig, mit Kommentaren.

Qualitätssicherung mit TMS

Mit Einsatz eines Translation-Management-Systems (TMS) können Unternehmen maßgeblich dazu beitragen, die Qualität der Texte auf hohem Niveau zu halten bei einem gleichzeitigen effizienten Prozessverlauf. Zentrale Komponenten solcher Systeme sind ein Translation Memory, ein Terminologiesystem sowie Werkzeuge zur Projekt- und Workflowsteuerung. Auf diese Weise können beispielsweise auch freie Übersetzer selbst in sehr komplexe Workflows unmittelbar eingebunden werden und trotz externer Beauftragung direkt auf zentral gehaltene und damit konsistente Ausgangsdaten zugreifen, inklusive entsprechendem Referenz- und Kontextmaterial.

In einem Translation Memory werden Quelltextsätze ihrer zielsprachigen Entsprechung zugeordnet und die so entstandenen qualitätsgesicherten Satzpaare in einer relationalen Datenbank hinterlegt. Mit der Zeit entsteht ein immer größerer Datenpool, aus dem die Übersetzer schöpfen können. Damit ermöglicht dieser Übersetzungsspeicher nicht nur die Wiederverwendung bereits übersetzter Textstellen, sondern er dient auch als Basis für die Qualitätssicherung von Ausgangstexten und Übersetzungen. Für eine konsistente Verwendung von Benennungen sorgt ein Terminologiesystem, in dem der gesamte Fachwortschatz eines Unternehmens definiert und gepflegt wird. In dieser Datenbank können z. B. auch Zusatzinformationen zur Verwendung eines Terms hinterlegt werden. Unabhängig davon, ob Bedienungshandbücher, Schulungsunterlagen oder Displaytexte übersetzt werden, wissen damit alle Bearbeiter, welche Benennung in einem bestimmten Kontext korrekt ist bzw. bevorzugt wird. Nutzt ein Übersetzer einen nicht zugelassenen Term, wird er vom System darauf hingewiesen und bekommt eine Alternative vorgeschlagen. Eine Terminologieprüfung ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn eine gut gepflegte Datenbank mit freigegebenen Termen als Basis dient.

Neben einer konsistenten Terminologie gibt es weitere Qualitätskriterien, die mit Systemunterstützung geprüft werden können. Standardmäßig gehören Rechtschreibung, eine korrekte Formatierung im Quell- und Zieltext und die Vollständigkeit der Übersetzung dazu. Datums-, Zahlen- und Zeitformate können automatisch angepasst werden, sofern entsprechende Daten hinterlegt sind. Andernfalls werden diese Formate entsprechend als Fehler angezeigt und können manuell angepasst werden.

Auf Workflow-Ebene lässt in einem Translation-Management-System definieren, welche Qualitätskriterien tatsächlich geprüft werden sollen und welche Schritte erfolgen müssen. So kann beispielsweise eine Aufgabe nicht abgeschlossen werden, solange nicht alle definierten Kriterien geprüft wurden. Bei Pflichtkriterien kann außerdem festgelegt werden, dass der Korrektor es begründen muss, wenn er einen angezeigten Fehler nicht bearbeitet.

Fazit

Die systemgestützte Qualitätssicherung sollte sich nicht auf eine einzelne Funktionalität beschränken, sondern muss als Konzept im gesamten Übersetzungsprozess verankert sein. Maßgebliche Grundlagen dafür sind eine einheitliche Datenbasis und das nahtlose, vernetzte Arbeiten aller Akteure über alle Prozessschritte hinweg.

Christian Weih, Vertriebsleiter, Across Systems GmbH (Quelle: Across Systems)

Der Autor:

Christian Weih ist Vertriebsleiter bei der Across Systems GmbH, dem Hersteller des Across Language Server. Er studierte Anglistik an der Universität Mannheim. Bei Across Systems berät er Kunden zu Sprachtechnologie, Übersetzungsworkflows und integrierten Lösungen beispielsweise für übersetzungsgerechtes Schreiben.

www.across.net

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